Industrielle Produktion 311 kWp 656 kWh
Peak Shaving für Stahlwerk
Es geht nicht immer nur um den Stromverbrauch bei Solaranlagen. Der niederländische Stahlhersteller Mouw Hoedliggers brauchte mehr Leistung, als sein Stromanbieter bereitstellen konnte – eine hohe Strafe drohte, doch die PV-Anlage löste das Problem.
Die Fakten kurz und knapp
Primärnutzen Peak Shaving
311 kWp aus 760 Panels
656 kWh Stromspeicher mit 320 kW Wechselrichter-Leistung
keine Einspeisung
In den Niederlanden stoßen aktuell sehr viele Unternehmen auf ein dringendes Problem: Sie brauchen mehr Anschlussleistung für ihre Gewerbe, aber ihre Netzbetreiber müssen ihnen sagen, dass aktuell keine größeren Netzanschlüsse möglich sind. "Das ist gerade ein Riesenthema bei uns", sagt Theo Hartgers, CEO des niederländischen Solarspezialisten Energy Shift. "Und es wird uns noch die nächsten 10 bis 15 Jahre begleiten, denn erstens geht der Netzausbau langsam voran und zweitens stehen schon über 10.000 Firmen auf den Wartelisten für größere Netzanschlüsse. Diese Wartelisten werden nur langsam abgearbeitet, wenn mehr Kapazitäten geschaffen werden. Manche Firmen haben sich schon vorsorglich auf die Listen schreiben lassen für künftig erwartete Kapazitätserweiterungen."
Obwohl dieses Problem in Deutschland weniger akut ist, werden wir es in den nächsten Jahren auch bei uns verstärkt antreffen, denn eine dezentrale Stromerzeugung braucht mehr Leitungen, und die müssen erst einmal bezahlt und gebaut werden. In Deutschland geht die Regierung mögliche künftige Engpässe so an: Netzbetreiber dürfen seit Anfang 2024 nicht mehr Nein sagen, zum Anschluss neuer großer Verbraucher, sondern sie müssen zuerst einmal alles genehmigen. Im Gegenzug dürfen sie steuerbare Verbraucher wie Wallboxen, Wärmepumpen, Klimaanlagen oder Stromspeicher von Ferne in der Leistung beschränken, wenn ansonsten die Netzstabilität gefährdet würde. Wenn ein Unternehmen gerade dann Leistung braucht, ist guter Rat teuer.
Lösung: Die Sonne und zwei Stromspeicher machen es
Den niederländischen Unternehmer Edwin Mouw traf die zu geringe Anschlussleistung besonders hart mit seinem gut laufenden Unternehmen "Mouw Hoedliggers", das Stahlprodukte herstellt, die hauptsächlich in gewerblichen Bauten verarbeitet werden. Große Maschinen schneiden, schweißen und pressen dabei Stahlrohlinge in die gewünschten Produktformen. Alle diese Bearbeitungsschritte brauchen viel Strom. Was weniger bekannt ist: Viele elektrische Verbraucher ziehen in ihre Spulen oder Kondensatoren einen sogenannten "Anlaufstrom", der ein Mehrfaches der dauerhaft benötigten Leistung beträgt. Obwohl der Anlaufstrom nur kurz anfällt, muss der Netzanschluss diese Leistungsspitzen abdecken. Bei Mouw Hoedliggers tat er das schon länger nicht mehr. Die Anschlussleistung von 350 kW reichte also nicht aus. Der Netzanbieter konnte jedoch auch keine Erweiterung anbieten. Im Gegenteil teilte der Netzanbieter dem Unternehmen mit, dass es diese Lastspitzen über die Anschlussleistung hinaus unterbinden muss, sonst müsse man ihm eine Strafe aufbrummen oder im Extremfall sogar den Anschluss kündigen. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Stahlprodukten. Die Firma hatte also nur wenige Optionen: die Produktion drosseln, den Standort ins Ausland verlegen oder irgendwie zusätzliche Leistung an den vorhandenen Standort bringen.
Edwin Mouw entschied sich dafür, mehr Leistung an den Standort zu bringen, um die Lastspitzen vom Netz zu kappen (Englisch: Peak Shaving). Als Notlösung installierte er Dieselaggregate, die für die nötige Strom-Mehrleistung sorgten. Das ist allerdings eine teure und umständliche Lösung. Energy Shift berechnete und schneiderte ihm eine wesentlich elegantere Alternative: Eine Solaranlage mit 311 kW Nennleistung aus 760 Photovoltaik-Panels auf dem Dach einer seiner Hallen liefert jetzt Leistung. Wenn gerade eine Wolke über den Panels schwebt, während die großen Maschinen anlaufen, springen Batterien ein. Energy Shift installierte zwei jeweils 328 kWh fassende Stromspeicher, also insgesamt 656 kWh. Dabei war weniger die Energiespeichergröße wichtig als vielmehr die Leistung, die das Batteriesystem bringen kann. Diese liegt bei insgesamt 320 kW aus zwei Batterie-Wechselrichtern. Die nun installierte Lösung hat Energy Shift genau berechnet und maßgeschneidert auf das Problem geliefert. Sie arbeitet seit dem Frühjahr 2023 ohne Störung und hat das Lastspitzen-Problem der Firma gelöst.
„Alle sind zufrieden, die Stromeinsparung nehmen wir gerne mit!“
Unternehmer Edwin Mouw ist erleichtert. Er kann am vorhandenen Standort weiter produzieren. Durch die Solaranlage spart er Diesel, er spart Netzstrom, aber diese Vorteile sind für ihn nur Beifang: "Auch wenn ich damit kein Geld verdienen würde, ist mein Problem gelöst, damit bin ich schon sehr zufrieden", sagt er. Kein Geld verdient auch die Einspeisung: Die gibt es nämlich nicht, weil der Netzbetreiber dafür wieder keine Kapazitäten hat. Umso wichtiger war es, die Lösung passend zu den Bedürfnissen zu bauen.
Selbst ohne die Möglichkeit, Strom ins Netz zurückzuspeisen, bietet das leistungsfähige Batteriesystem weitere Vorteile, die das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt nutzen könnte, zum Beispiel könnte man die Batterien mit einem dynamischen Stromtarif im Winter nachts laden, wenn der Strom günstig ist. Und wenn es irgendwann doch grünes Licht vom Netzbetreiber gibt, Strom einspeisen zu dürfen, könnte die Firma überschüssigen Solarstrom mittags zwischenspeichern, wenn die Strompreise sehr niedrig sind, um ihn abends zu den Spitzenlastzeiten teuer verkaufen zu können. Für das erfolgreiche Unternehmenswachstum reicht Mouw Hoedliggers jedoch schon das erfolgreiche Peak Shaving. Mouws Beispiel zeigt: Wenn Steine im Weg liegen, kann man daraus mit etwas schlauer Planung eine bessere Zukunft bauen.